Name | Frischholz |
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Vorname | Gustav |
Wohnort | München, Würzburg |
Geboren | 31.3.1866 in München |
Gestorben | 27.3.1956 in Würzburg |
Sonstiges | Siehe Portrait. - JE - Würzb. Bd. 12 |
Portrait | Der Stadt Würzburg wurde im Jahre 1933 von dem renommierten Würzburger Uhrensammler Regierungs- und Finanzrat Gustav Frischholz das Angebot unterbreitet, dessen umfangreiche Sammlung für das Fränkische Luitpoldmuseum (1939 umbenannt in Mainfränkisches Museum Würzburg) zu erwerben. Zählte doch die Frischholz-Sammlung zu den vorzüglichen deutschen Uhrensammlungen, die sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Privathand befanden. Der am 31. März 1866 in München geborene Gustav Frischholz war Beamter; als solcher war er seit 1893 in der Finanzabteilung der Universität Erlangen tätig, danach seit 1906 an der Akademie der Wissenschaften in München. 1915 wurde er als Regierungs- und Finanzrat an die Universität Würzburg versetzt. Seit Kindheit zeichnete ihn eine besondere Vorliebe für Mechanik, Technik und Physik aus, doch zum Sammeln alter Uhren kam er 1893 eher zufällig. Befördert wurde seine Leidenschaft durch die Uhrenausstellung 1905 in Nürnberg anlässlich des Peter-Henlein-Festes, wo er als Anerkennung für eine seiner Leihgaben mit der Henlein-Medaille ausgezeichnet wurde. Durch intensives Studium der Fachliteratur und durch engen persönlichen Kontakt zu Fachwissenschaftlern, wie Ernst von Bassermann-Jordan und Ernst Zinner sowie den großen Privatsammlern seiner Zeit, wie Marfels, Fränkel, Jagemann, Feill, Triebold, Pleissner, Speckhart und Bodong, erwarb sich Frischholz hervorragende Kenntnisse. Hinzu kam sein ausgeprägtes handwerkliches Geschick, das ihn befähigte, in der von ihm zusammengetragenen und in seiner Wohnung eingerichteten Uhrmacherwerkstatt alle technischen Arbeiten an seinen Sammlungsstücken selbst vornehmen zu können. Die fränkische Uhrmacherinnung ernannte ihn 1936 zum Ehrenobermeister. Schon frühzeitig hatte Gustav Frischholz erkannt, dass es für ihn aus finanziellen Gründen sinnvoll sei, seiner „Sammlung nicht die schöne und kostbare Ausstattung, sondern die geschichtliche Entwicklung der Herstellungstechnik der Uhr zugrunde zu legen'. Er war daher bemüht, „aus allen Zeiten und von allen Arten Muster der verschiedenen Entwicklungsstufen der Uhr zusammenzutragen. Von der frühesten Turmwächteruhr mit stündlicher Weck- oder Mahnvorrichtung (...) und von den ältesten Taschenuhren mit Schweineborsten-Regulierung usw. bis herauf in die ausgehende Biedermeierzeit" suchte Frischholz alle Entwicklungsstufen der Uhrentechnik in seiner Sammlung darzustellen. Er beschränkte sich dabei nicht nur auf mechanische Uhren, sondern bezog auch nichtmechanische Zeitmesser, wie Sonnen-, Sand-, Wasser-und Öluhren, in seine Kollektion ein. Mit unermüdlichem Eifer betrieb Frischholz seine Sammeltätigkeit. Bei Antiquitätenhändlern und besseren Trödelläden hielt er ständig Nachschau. Die dreimal im Jahr stattfindenden Münchner Dulten wurden von ihm besucht. Bei Privatleuten unterzog er – wenn ihm ein Hinweis zu Uhren kam — manchen Dachspeicher erfolgreich einer Durchsuchung. Auch auf Urlaubsreisen fand er das eine oder andere Stück, und sei es, dass er die ihm interessant erscheinende Uhr einer Wirtshausstube für seine Sammlung erwarb. Den Entschluss, seine Schätze an das Würzburger Museum abzugeben, setzte Gustav Frischholz anlässlich seiner Pensionierung 1933 in die Tat um. Zur Begründung schrieb er damals: „Überhaupt hat Würzburg zu allen Zeiten tüchtige Uhrenkünstler gehabt. Zudem ist es eine zentral gelegene und mit vielen Schönheiten, landschaftlichen wie geschichtlichen, ausgestattete und daher vom Fremdenverkehr lebhaft durchflutete Stadt, in der auch viele Tagungen abgehalten werden. Das alles bedachte ich mit, als ich, angeregt durch das freundschaftlichste Entgegenkommen unseres neuen Oberbürgermeisters Memmel und des Museumsdirektors Dr. Schenk, zu dem Entschlusse kam, meine Sammlung an das städtische Luitpold-Museum in Würzburg abzugeben. Ich habe dadurch meine Absicht erreicht, dass die Sammlung als Ganzes beisammenbleibt, und ich sie nach wie vor selbst betreuen kann, und ich hoffe, dass damit auch der ideelle Zweck meiner Lebensarbeit in Erfüllung gehen möge, nämlich: Einerseits bei der Allgemeinheit Interesse und Verständnis für die technischen Wunderwerke des Uhrenbaus in den vergangenen Jahrhunderten zu wecken und andererseits der Fachwelt, den heutigen Uhrmachern und insbesondere ihrem strebsamen jungen Nachwuchs die Möglichkeit und die Anregung zu geben, an Hand von guten Mustern und Beispielen die geschichtliche Entwicklung ihrer schönen, aber auch schwierigen Kunst durch alle Zeiten zurück zu ihren Anfängen zu verfolgen und zu studieren". Die Frischholz-Sammlung umfasste bei ihrer Übergabe insgesamt 466 Objekte, darunter 5 Turm- und Kirchenuhren, 10 Kasten-(Dielen-)Uhren, 75 Wand- und Konsoluhren, 126 Stockuhren, 180 Taschen- und Halsuhren, 16 Reise- und Horizontaltischuhren, 25 Sonnenuhren, 29 andere Zeitmessinstrumente sowie Diverses. Bei dem Luftangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde auch das Mainfränkische Museum auf das schwerste in Mitleidenschaft gezogen. Leider blieb auch die Frischholz-Sammlung nicht verschont; sie wurde größtenteils ein Raub der Flammen. Von den einst vorhandenen 233 Objekten, die aufgrund der thematischen Beschränkung für den vorliegenden Katalog in Betracht gekommen wären, überstanden lediglich 34 die Kriegsereignisse. Erhalten blieb jedoch das von Frischholz erstellte Inventarverzeichnis mit teilweise ausführlichen Beschreibungen der Sammlungsgegenstände'. Gustav Frischholz hat den weitgehenden Untergang seines Lebenswerkes noch erlebt. Er starb am 27. März 1956 in Würzburg im Alter von 90 Jahren. Bei den geretteten Uhren handelt es sich allerdings um Hauptwerke, die durch eine rechtzeitige Auslagerung der Vernichtung entgingen. Zu nennen ist in erster Linie die berühmte Türmeruhr aus dem 14. Jahrhundert, eine der ältesten erhaltenen Räderuhren überhaupt. Das Glanzstück seiner Sammlung fand Frischholz in Bayreuth im Nachlass „eines wenig orientierten Sammlers". Quelle: Hans-Peter Trenchel: Vorwort im Katalog „Uhren aus fünf Jahrhunderten - Aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg“, Band 12, 1999. |
Bedeutung | Top |
Jahr | 1866 |
Ort | Würzburg |
Provinz | Bayern |
Land | Deutschland |
U-Region | Würzburg |
U-Typ(en) |
Uhrensammler |
Quelle(n) |
JE: Private Recherchen Würzb. Bd. 12: Uhren aus fünf Jahrhunderten - Aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg. Katalog zur Ausstellung "Jetzt schlägt's 2000 " vom 10/1999 bis 3/2000. Band 12. 1999. |