Name | Marfels |
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Vorname | Carl Heinrich |
Wohnort | Berlin |
Geboren | 1854 Eberstadt/Hessen |
Gestorben | 11.10.1929 Neckarsgmünd |
Sonstiges | Bedeutender Uhrensammler. Siehe Portrait. *PICT* - UH-Lexikon - JE - Heff |
Portrait | Geboren 1854 in einem kleinen Orte Hessens, besuchte vom 13. Jahre an eine einfache Bürgerschule in Frankfurt a. M., trat dann später bei der renommierten Firma Ludwig & Fries in Frankfurt a. M. in die Lehre, wo er sich für die kaufmännische Laufbahn die nötigen Kenntnisse erwarb. Eiserner Fleiß und glänzende Fähigkeiten verschafften ihm in kurzer Zeit im hohen Grade die Sympathien seiner Chefs. Mit 18 Jahren bekleidete er bereits die Stelle eines Kommis und bald darauf die eines Reisenden bei genannter Firma, und schon mit 24 Jahren wurde er Prokurist; in der letzteren Stellung wirkte er ca. 25 Jahre lang. Während dieser Tätigkeit stets mit Uhrmachern verkehrend, gewann er Gelegenheit manche antike Stücke der Uhrmacherkunst zu Gesicht zu bekommen; dieses führte ihn auf ein neues Gebiet seiner Tätigkeit. Er wurde Sammler und zwar mit außerordentlichem Erfolge, denn die Marfels'sche Uhren-Sammlung ist heute (Stand 1902) nicht allein weltbekannt, sondern sie gehört zur Zeit auch zu den auserlesensten und besten Sammlungen, die auf diesem Gebiete existieren. Die Marfels'sche Uhren-Sammlung enthält nicht allein Exemplare der ältesten bekannten Taschenuhren, sondern auch die feinsten und seltensten Uhren in Emailmalerei, Gravierung, Ziselierung Lackmalerei (Vernis Martin), darunter viele Kuriositäten, als Taschenuhren aus Eisen, Perlmutt, Elfenbein, Holz, Bergkristall, Porzellan usw. Im Jahre 1893 trat Marfels in einen neuen Wirkungskreis, er schied aus seiner bis dahin inne gehabten Stellung, erwarb die Deutsche Uhrmacherzeitung (DUZ) und übernahm, nach Berlin übersiedelnd, am 1. April 1893 den Verlag derselben. Am 1. Juni 1897 gründete Marfels den Deutschen Uhrmacher-Bund (DUB) und übernahm als 1. Vorsitzender dessen Leitung. ------------------------------------------------ Hans-Jochen Kummer schreibt in „Ludwig Strasser“: 1908 war für Marfels sicher eines der erfolgreichsten. Seine zielstrebigen Propaganda-Aktionen für seine Uhrensammlung führten zu dem spektakulären Verkauf derselben an Pierpont Morgan für 1 Million Goldmark. Die Sammlung wurde später dem Metropolitan Museum of Art, New York, vermacht, wo sie sich noch heute befindet. Allerdings sind nur einige wenige Stücke ausgestellt; die Mehrzahl der Uhren befindet sich im Depot. 1917 schied Marfels aus dem Verlag der DUZ und dem Vorsitz des DUB aus. In den zwanziger Jahren versuchte Marfels noch einmal ein Comeback in der Uhrenszene. Er beteiligte sich an einer Fournituren-Handlung in Frankfurt, die aber Konkurs anmelden musste. Zeitweise nahm ihn sein Bruder Ernst auf, der in Neckargemünd bei Heidelberg wohnte; dieser unterhielt hier ein Mal-Atelier. 1925 veröffentlichte Marfels eine Broschüre mit dem Titel: »Von den Zeitmessern des Altertums bis zur modernen Präzisionsuhr«. Darin sind auch drei Ölgemälde seines Bruders zum Thema »Uhren« abgebildet. Gesponsert wurde das Büchlein von der »Alpina-Deutsche Uhrmacher-Genossenschaft«, für die einige Werbeseiten reserviert waren. Gewidmet hat Marfels das Werkchen »dem hochverdienten Geschichtsschreiber der Uhren, Herrn Prof. Dr. Ernst von Bassermann-Jordan« und auch sein Freund Engelmann, »der verdienstvolle Konservator des Mathematisch-Physikalischen Salons«, wurde lobend erwähnt. In den letzten Jahren seines Lebens versuchte er, mit der ihm eigenen Energie, nochmals einen Coup zu landen. Gegenstand der Aktivitäten von Marfels war die Tischuhr Philipps des Guten von Burgund. Diese Uhr war seit 1835 bekannt und befand sich bei einem Sammler in Wien. Als dieser 1926 starb, reiste Marfels sofort nach Wien und kaufte die Uhr der Witwe – wohl zu einem moderaten Preis – ab. Die Ausfuhrgenehmigung des österreichischen Denkmalamtes erreichte er mit dem Hinweis, die Uhr sei eine »Mariage«. Davon war keine Rede mehr, sobald er sie in Deutschland hatte. Er startete einen gut inszenierten Werbefeldzug und stellte die Uhr in verschiedenen Städten einem besonders geladenen Kreis vor. Hierbei wurde er von Bassermann-Jordan, der die Uhr seit 1904 kannte und für echt erklärt hatte, unterstützt. Im September 1926 wurde die Uhr auch im MPS (Mathematisch-Physikalischer Salon in Dresden) vorgeführt. Hiervon gibt es ein Photo, auf dem die Uhr, Marfels und Frau, Bassermann-Jordan und Frau, sowie der Konservator Engelmann zu sehen sind. Obwohl Engelmann die Echtheit der Uhr ebenfalls bestätigte und den Ankauf empfahl – Marfels strebte damals einen Preis von 2,5 Millionen Reichsmark an –, war der Direktor des MPS, Werkmeister, von der Echtheit des Werkes nicht überzeugt und zögerte mit dem Kauf. Marfels war finanziell in der Klemme und musste bei einem Frankfurter Bankhaus einen namhaften Kredit aufnehmen. Als Pfand diente die Burgunder-Uhr. Er hatte nochmals im Alter von über 70 Jahren geheiratet und reiste 1929 mit seiner jungen Frau und der Uhr nach USA, um dort das Kunstwerk an den Mann zu bringen. Da er versuchte, an den etablierten Kunsthändlern vorbei zu verkaufen, verbreiteten diese überall Zweifel an der Echtheit. Fazit: Marfels kam nach kurzer Zeit mit Frau und Uhr nach Deutschland zurück. Er machte einen weiteren Vorstoß beim MPS. Inzwischen war sein Freund Engelmann gestorben und er hatte es mit einem neuen Mann zu tun: A. Beck. Und hier scheiterte Marfels wiederum. Kurze Zeit später starb Marfels. Da er den Kredit nicht hatte zurückzahlen können, war die Uhr in das Eigentum der Bank übergegangen. Von dort aus versuchte man nochmals, die Uhr dem Salon für 100.000 Mark zu verkaufen, ohne Erfolg. Ab 1936 befand sich die Uhr als Leihgabe im MPS, wo sie mit einer vorsichtigen Beschriftung ausgestellt wurde. Schließlich wurde die Uhr 1943 für 120.000 Reichsmark dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg verkauft. Hier befindet sie sich noch heute. Nach mehrfachen Untersuchungen geht das Museum heute davon aus, dass Gehäuse und Werk zusammengehören. |
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Porträt-Foto Carl Marfels. Martels im Kreise des Preisrichterkollegiums der Historischen Uhrenausstellung anlässlich der Einweihung des Henlein-Brunnens, Nürnberg 1905. Stehend (von links nach rechts): Volkert, Packbusch, Löbner, Bergner, Händel. Sitzend: Schultz, Marfels, Broicher, Strasser, Speckhart. (Quelle Hans-Jochen Kummer: Ludwig Strasser) Die Abbildung aus dem Jahre 1926 zeigt v.l.n.r. die vier bedeutenden deutschen Uhrenkenner und –sammler: Ernst von Bassermann-Jordan, Carl Heinrich Marfels, Wilhelm Triebold und Max Engelmann. Der bekannte Uhrensammler Marfels führt seine soeben erworbene Uhr Philipps des Guten von Burgund den Fachexperten vor. Später versuchte er u.a. den Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden zu einem Ankauf zu bewegen, was nicht gelang. Die auf 1430 datierte Uhr gilt als erste bekannte Räderuhr. die mit einem Federaufzug ausgestattet wurde, und befindet sich heute im Besitz des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. (DGC Freunde Alter Uhren, Heft XV 1976, Foto: Bayerisches Nationalmuseum) Tischuhr Philipps des Guten von Burgund. Die auf 1430 datierte Uhr gilt als erste bekannte Räderuhr. die mit einem Federaufzug ausgestattet wurde. (Quelle Ernst von Bassermann-Jordan: The Clock of Philip the Good of Burgundy (1927)) Tischuhr Philipps des Guten von Burgund. Aktuelles Foto in Nürnberg. Tischuhr Philipps des Guten von Burgund. Seitliche Ansicht. Tischuhr Philipps des Guten von Burgund. Detail-Ansicht. |
Bedeutung | Top |
Jahr | 1854 |
Ort | Berlin |
Provinz | Berlin |
Land | Deutschland |
U-Region | Ostdeutschland |
U-Typ(en) |
Uhrensammler |
Quelle(n) |
JE: Private Recherchen UH-Lexikon: Uhrenlexikon der UhrenHanse >> www.Uhrenlexikon.de |